Gute Neuigkeiten: Bald wird uns eine bunt leuchtende Farbskala verraten, wie gut oder schlecht sich der Konsum eines Produkts auf unsere Gesundheit auswirkt. Was wir bei SIRPLUS darüber denken und warum wir finden, dass das Wohlbefinden unseres Planeten genauso wichtig ist, erfährst du genau hier!
Hurra, ein neues Label soll bald das Licht der Welt auf den Verpackungen von Lebensmitteln erblicken: die Lebensmittelampel in Gestalt des NutriScore, der anhand einer Skala von A (grün) bis E (rot) anzeigt, wie gesund ein Produkt ist. Bei einer durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich 57 % der Befragten für eine solche Kennzeichnung aus.
Laut Ministerin Julia Klöckner (CDU) soll die Einführung des NutriScore Modells im Jahr 2020 starten. Wir finden: endlich! Zu lange hat es Streit und Diskussionen um das Modell gegeben. Umso mehr freuen wir uns, dass auch unseren Kund*innen in Zukunft ein gesünderer Lebensstil erleichtert wird. Die nun angestoßene “ganzheitlich ausgerichtete Politik für eine gesunde Ernährung”, so das Ministerium, soll den Verbraucher*innen nämlich die Auswahl gesunder Lebensmittel leichter machen und damit zur Vorbeugung von Erkrankungen wie Adipositas oder Diabetes beitragen. Gleichzeitig sorgt diese Art der Transparenz vielleicht auch dafür, dass bewusster und dementsprechender rationierter eingekauft wird: ein Schritt hin zu weniger Lebensmittelverschwendung!
So hübsch soll der Nutriscore aussehen - präsentiert von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. (Quelle: BMEL)
Seit Jahren brodelt es zwischen Politik, Verbraucherschützer*innen und der Lebensmittelbranche. Wenig überraschend wehren sich vor allem große Konzerne wie Coca-Cola gegen die Ampel. Aber auch Ministerin Julia Klöckner verhinderte das Konzept trotz vehementer Kritik lange. Jetzt steht fest: Die Verbraucher*innen wollen mehr Klarheit! Die Pläne zur Umsetzung des NutriScore wurden durch Verbraucherschützer*innen wie die Organisation Foodwatch positiv bewertet. Als problematisch wird allerdings die Freiwilligkeit des Kennzeichnungssystems eingeschätzt, das den Herstellern und dem Handel die Ausweisung des NutriScore® offenlässt. Dies ist das Resultat der aktuellen EU-Richtlinien.
Am Beispiel Frankreich, wo die Lebensmittelampel bereits seit 2017 existiert, wird jedoch deutlich, dass das Label kaum angewendet wird - nur 25 Prozent der Produkte tragen die Ampel. Wie sich das Konzept in Deutschland durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, Aldi und Lidl kündigen zumindest schon einmal die Einführung an.
Und was ist mit dem Klima?
Die Sinnhaftigkeit einer symbolhaften und prägnanten Darstellung, wie gesund oder ungesund ein Produkt wirklich ist, liegt auf der Hand: Verbraucher*innen sollten so intensiv wie möglich über die Eigenschaften eines Produkts informiert werden, um eine aufgeklärte und sinnvolle Kaufentscheidung treffen zu können.
Aber Halt - da war doch was: Gehört zu einer umfänglichen Einschätzung des persönlichen Wertes eines Produkts nicht auch die Information darüber, welche Auswirkungen dessen Herstellung und Transport auf die Gesundheit des Planeten hat? Ja, sagt jetzt klar und deutlich das “Haferunternehmen” Oatly, das schon lange erfolgreich Hafermilch in allen Variationen auf den Markt bringt. Sie haben eine Online-Petition gestartet, in der sie eine verpflichtende Kennzeichnung der CO2e-Emissionen von Produkten fordern. Und gute Nachrichten: Die notwendigen 50.000 Unterschriften wurden erreicht! Jetzt muss sich nach einer Prüfung der Bundestag dem Thema widmen.
CO2e, äh was?
Der Begriff bezeichnet alle umweltschädlichen Gase wie natürlich Kohlendioxid, aber auch Lachgas, das beispielsweise bei Haferanbau aus dem Boden freigesetzt wird. Berechnet werden die Emissionen von der Firma CarbonCloud, die bereits seit 20 Jahren zu dem Thema forscht. Alles vom Anbau, über Fabrik und Verpackung bis hin zum Transport wird in die Kalkulation mit einbezogen.
Am Ende entsteht dann eine Zahl, die vor allem im Vergleich mit anderen Produkten an Relevanz gewinnt. Nur so wird der Unterschied zwischen dem Verzehr eines Rindersteaks und eines Stücks Tofus anschaulich. In Schweden, Großbritannien, Dänemark und der Schweiz existiert das System bereits. Auch Frankreich ist in Sachen Gesundheit des Planeten schon weiter: Hier ist das Wegschmeißen von Lebensmitteln durch den Großhandel seit 2015 verboten.
Oatly begründet seine politische Offensive damit, dass es aus Verbraucherschutzsicht die Pflicht der Regierung ist, die Bürger*innen für eine fundierte Kaufentscheidung angemessen zu informieren. Und ohne eine Angabe, wie umweltschädlich oder -freundlich ein bestimmtes Lebensmittel ist, sei das aktuell nicht möglich.
Gestützt wird diese Argumentation von einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid, laut der nur 9% der Deutschen sich in der Lage sehen, die Klimakosten von Nahrungsmitteln einzuschätzen. Diesen Zusammenhang konnten auch Forscher der University of Technology in Sydney feststellen, die in einer Befragung von über 1000 US-Amerikaner*innen das fehlende Einschätzungsvermögen der Nachhaltigkeit von Produkten nachwiesen.
In einem zweiten Untersuchungsschritt fügten die Forscher*innen den Beispiellebensmitteln ein Klimalabel hinzu: Die Klimakosten wurden anhand der Angabe von Stunden visualisiert, die eine Glühbirne leuchten könnte. Daraufhin kauften Mitglieder*innen der Gruppe, denen das Klimalabel zur Verfügung stand, deutlich weniger der klimaschädlicheren Produkte als die Männer und Frauen der Vergleichsgruppe ohne Label.
Oatly Hafer-Calcium mit dem Klimalabel unten rechts auf der vorderen Verpackungsseite (Quelle: Oatly)
Und was ist davon jetzt zu halten?
Mögen diese Ergebnisse auch im geschützten Raum eines Forschungsumfeldes zustande gekommen sein, die Beweiskraft für die Wirksamkeit eines Labels, das in irgendeiner Form die klimatischen Auswirkungen eines Produkts von Herstellung bis Transport darstellt, ist nicht von der Hand zu weisen.
Dass ein solches Kennzeichen insbesondere angesichts der Dringlichkeit von klimaschützenden Maßnahmen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken muss, betonen auch die Wissenschaftler*innen aus Sydney: “diet change is an important behavioural strategy for reducing associated environmental impacts”. Durch Aufklärung und Motivation der Konsument*innen könnten die 24 % des Anteils, den die Lebensmittelindustrie an den Treibhausemissionen hat, deutlich reduziert werden.
Wieder einmal wartet die Politik zu lange damit, Maßnahmen für die Rettung unseres Planeten zu ergreifen. Marktwirtschaftliche Interessen, Hürden in der Umsetzung, Verständlichkeit für Verbrauer*innen hin oder her: Wir von SIRPLUS unterstützen die Forderungen von Oatly ausdrücklich und finden, dass die Ausarbeitung eines Klimalabels zu einer der Herausforderungen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt gehört. Hier geht es nicht um Greenwashing, sondern um Transparenz gegenüber Konsument*innen, die auch wir mit unseren Retterstories und Rettertouren fördern.
Wir wollen dazu beitragen, durch nachhaltigeren Konsum eine enkeltaugliche Zukunft zu schaffen, in der nicht nur die Gesundheit des Menschen - siehe NutriScore - sondern auch die Gesundheit des Planeten im Vordergrund steht, denn ohne gesunde Erde, keine gesunden Menschen!
Quellen
- Infos über den Nutriscore beim BMEL: https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/FreiwilligeKennzeichnung/_Texte/Naehrwertkennzeichnungs-Modelle-MRI-Bericht.html#doc12323462bodyText1
- Eine Einschätzung zum Nutri-Score von Foodwatch: https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2019/so-entlarvt-die-nutri-score-ampel-ungesunde-produkte/
- Zusammenfassung der Studie der University of Technology in Sydney von der Bundeszentrale für Ernährung: https://www.bzfe.de/inhalt/klimalabel-als-einkaufshilfe-34509.html
- Zusammenfassung der EMNID-Umfrage zur Einschätzung von Klimakosten (Original): Kantar Group: EMNID Studie, CO2 Kennzeichnung, 26. Juli 2019, S. 1-27): https://eatsmarter.de/news/co2-kennzeichnung-auf-lebensmitteln-bald-verpflichtend