Schwarze Schafe, weiße Weste: Wieso wir den Black Friday boykottieren und stattdessen den White Monday feiern.
Alle Jahre wieder geht der Wahnsinn los: Am Black Friday, dem Freitag nach Thanksgiving, zelebrieren US-Amerikaner traditionell schon seit 1952 den Konsumwahn. Allerlei Online-Shops, Modeketten oder Elektronikriesen winken vehement mit scheinbar unschlagbaren Angeboten, die vor allem einem dienen: Profit. 2,4 Milliarden Euro Umsatz wurde 2018 durch Schätzungen des Handelsverbands allein in Deutschland am schwarzen Freitag und dem “Cyber Monday” erreicht, der Online-Ausgabe des Schnäppchenhypes am darauffolgenden Montag. Dabei sind die Rabatte nicht einmal auf diese beiden Tage begrenzt, manche Anbieter weiten sie gar auf eine ganze Woche aus. Was einst erfunden wurde, um die US-amerikanische Wirtschaft pünktlich zur Weihnachtssaison anzukurbeln, gilt seit den 2000er Jahren als der Schnäppchentag für das zehnte Paar Schuhe oder das x-te Küchengerät, welche dann doch wieder im Schrank verstauben. Videos zeugen von den massenhaften, gierigen Anstürmen auf die reduzierten Waren und lassen den Glauben an die Menschlichkeit vermissen. Wie viele Menschen angesichts des zunehmenden Online-Angebots von Riesen wie Amazon ungeduldig vor ihren Bildschirmen auf die Freischaltung der neuesten Schnäppchen warten lässt sich angesichts dieser Bilder leicht erahnen.
Charlie Chaplin hat das Phänomen der blinden Masse, die sich der Intelligenz einer Schafherde ähnlich dem Willen eines wirtschaftlichen Systems unterwirft, schon 1936 in seinem systemkritischen Film “Modern Times” sehr bildhaft beschrieben. Aus den wirtschaftlichen Krisenzeiten heraus, in deren Kontext Chaplins Werk entstand, rührt auch der Name des Black Friday: Die Menschenmenge auf den Straßen im Börsencrash 1929 wirkte wie eine einzige schwarze Masse.
Adieu Nachhaltigkeit
Offensichtlich ist, dass ein Großteil der ergatterten Schätze wohl kaum nach wohl überlegtem Abwägen um Kosten und Nutzen erstanden wurde, sondern der reinen Gier nach Prozenten entspringt. Bedenkt man noch dazu, welche Massen an Ressourcen für die Herstellung und den Transport der gekauften Produkten aufgebraucht wurden, steht fest: Im Sinne der Nachhaltigkeit steht dieser Tag ganz und gar nicht. Stattdessen lassen die weltweit unzählig getätigten Käufe den globalen CO2-Abdruck noch weiter in die Höhe schießen als es sowieso schon aufgrund der täglichen negativen klimatischen Auswirkungen unseres Handelns der Fall ist.
Und was dagegen tun?
Als Gegenbewegung zu diesem Konsumfieber hat sich 2017 in Skandinavien eine Non-Profit Initiative formiert, die sich statt dem Aufruf zum Kaufen der Nachhaltigkeit widmet. Das schwedische Kleidungs-Repair-Startup Repamera und die Organisation Medveten Konsumtion erklären nun 2019 zum dritten Mal den Montag vor dem Black Friday zum “White Monday”. Nicht nur farblich drückt sich der Kontrast zwischen den beiden Tagen aus, statt “shopping hysteria” gilt: “Reuse, Repair and Rent”. Eine Klamotte lässt sich mit einem ausgefallenen Patch flicken, ein Auto für den Großeinkauf leihen und das Backpapier auch ein zweites Mal benutzen. Da stünden wir von SIRPLUS ganz schön neben uns, wenn wir das nicht für die tollste Erfindung seit unserer Gründung halten würden. Neben anderen Businesses wie Recup, die Hersteller der praktischen wiederverwendbaren und portablen Kaffeebecher, und Bracenet, die aus alten Fischernetzen wunderschöne Armbänder entwerfen, haben auch wir uns der Initiative angeschlossen. Vor allem in Skandinavien ist die Bewegung verbreitet, aber auch in Deutschland, der Schweiz, Bulgarien, Großbritannien und Kanada schließen sich immer mehr “Buddies” dem Ziel an. 87 Unternehmen, 23 Organisationen und 164 Influencers sind insgesamt an Bord.
Time to go circular - es lebe das das Upcycling!
Es ist unsere Herzensangelegenheit, die Botschaft des White Monday zu verbreiten: Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es bereits genug Ressourcen auf dieser Erde gibt, die nur wieder aufgebessert, verhübscht, getauscht oder verschenkt müssen, um in den Kreislauf zurück zu gelangen. Wieso nicht nur Lebensmittel retten, sondern auch den Laptop, den man reparieren statt ersetzen kann oder den Pulli, den die Freundin nicht mehr sehen mag? Es muss kein “Buy Nothing Day” ausgerufen werden, wie auch die Initiatoren des White Monday argumentieren, denn jede*r braucht Kleidung, ein Transportmittel, Nahrung. Diese lebensnotwendigen Dinge können aber genauso gut auch geteilt werden. Perfekt müssen eine geupcycelte Klamotte oder eine gerettete Karotte schon gar nicht sein. Ihr wisst es ja schon: wir lieben krumme Dinger! Wenn auch Du dafür sorgen willst, dass diese Message möglichst viele Menschen erreicht, dann teile auch Du am 25.11.2019 in den sozialen Medien deinen besten Upcycling- oder Rettertipp, ein persönliches Statement oder promote Nachhaltigkeit unter dem Hashtag #whitemonday. Genauere Infos dazu, wie Du mitmachen kannst, gibt es hier.
In diesem Jahr gewinnt der White Monday besonders an Relevanz, da er in der Woche des Klimastreiks stattfindet, welcher wiederum mit dem 29.11.2019 auf den Black Friday fällt. An welchem Tag gäbe es mehr Gründe, für eine enkeltaugliche Zukunft auf die Straße zu gehen, um sich für Nachhaltigkeit statt Konsum einzusetzen? Sei auch Du am 29.11.2019 dabei und setz Dich für Klimagerechtigkeit ein! Deutschlandweit finden Demonstrationen und Aktionen statt, an denen Du dich beteiligen kannst. Mehr Infos findest du hier.